Hallo ihr Lieben!
Hier in der Normandie ist es immer noch sehr schön
und ich habe mal wieder ein paar Dinge zu berichten.
Da im Moment Kartoffelzeit ist, halfen Caro und ich am Freitag bei der
großen Kartoffelernte auf dem Hof von Alex und Stéphane, unseren beiden
Nachbarn. Das war echt ein total cooler Tag, denn bei der Kartoffelernte werden
immer viele fleißige Hände gebraucht, weshalb aus dem Dorf und der Umgebung
viele Leute ankamen um bei der Ernte zu helfen. Als Dankeschön bekommt dann jeder
nach der Ernte einen Sack mit frisch geernteten Kartoffeln. Dieses Konzept
finde ich sehr schön, da die Kartoffelernte so auch irgendwie zu einem
gesellschaftlichen Ereignis wird. Und so begaben Caro und ich uns am Freitag
morgen aufs Feld um auch mitzuhelfen. Da die Franzosen es nicht so eng sehen
mit der Pünktlichkeit, waren wir mit die ersten (und wir waren schon zu spät).
Deshalb haben wir dann erstmal in regelmäßigen Abständen Säcke auf dem Feld
verteilt, in die man dann später seinen Eimer Kartoffeln schütten konnte, wenn
der voll war.
Nach und nach trudelten dann auch alle anderen ein und jeder einzelne
wurde dann von jedem einzelnen mit Küsschen rechts, Küsschen links freudig
begrüßt. Die meisten kannten wir auch schon (z.B. vom Biomarkt, Pilates etc.)
und so war es sehr nett alle mal wieder zu sehen. Eifrig begaben sich alle aufs
Feld und ratz fatz wurden Eimer um Eimer und Reihe um Reihe die Kartoffeln
aufgesammelt. Es war total warm und die Sonne hat ziemlich gebrannt, aber das
war eindeutig besser als Regen.
Auf dem Weg zum Mittagsessen |
Gegen Mittag wurden dann schon die ersten vollen Säcke mit auf den Hof
genommen und dort haben wir alle zusammen und ausführlich gegessen. Das war ein
sehr nettes und lustiges Ründchen! Und obwohl es natürlich schwer ist alles zu
verstehen, wenn die Leute untereinander reden, bekommt man ja doch so ein paar
Fetzen mit und man braucht ja nicht alles zu verstehen und mitzubekommen, dass
eine gute Atmosphäre herrscht.
Nach dem Mittagessen waren unsere Bäuche allerdings total voll und es
war mir etwas schleierhaft, wie man mit so einem vollen Bauch noch arbeiten
soll. Wir schwangen uns alle auf den Anhänger vom Traktor und ließen uns
gemütlich aufs Feld bringen. Dort war tatsächlich jedes Bücken mühsam, ganz
einfach weil ich (wie alle anderen) so viel gegessen hatte. Leider ist die
Kartoffelernte dieses Jahr nicht besonders üppig ausgefallen, weshalb nur noch
wenige Reihen nach dem Mittagessen vor uns lagen und die Arbeit war schnell
getan.
Auf dem Hof hat dann jeder seinen Sack Kartoffeln bekommen, man hat sich noch unterhalten und dann sind alle langsam abgetingelt.
Abends haben wir dann in Aunay das Auto aus der
Werkstatt abgeholt. Die Werkstatt hatte es allerdings nicht repariert, da das
für die association zu teuer gewesen wäre. Stattdessen hat Michel die
Ersatzteile bestellt und es dann kurzerhand selber repariert. Ich hoffe mal,
dass das so ok ist, der Twingo schnurrt jedenfalls wieder.
Danach waren wir beim Afrikanischen Tanz und es hat
mir diese Woche wieder sehr viel Spaß gemacht. Allerdings muss man sich bei
vielen Bewegungen auf die Oberschenkel klatschen und jetzt habe ich lauter
kleine Blutergüsse auf meinen Oberschenkeln. Das erinnert mich etwas an meine
Unterarme zu Schulvolleyball-Zeiten..
Samstagvormittag waren wi in Vire um ein paar Dinge
zu erledigen. Wir haben für Alex eine Lieferung getätigt, uns mit unserem Konto
beschäftigt (zu meiner Erleichterung scheint jetzt alles zu klappen) und für
Caro in einem Second Hand Laden eine Gitarre besorgt. Als wir von dem Café auf
dem Weg zum Laden waren um die Gitarre abzuholen (wir hatten sie uns vorher
schon angeguckt) fing es plötzlich meeeega stark à la 'mais c'est la Normandie'
an zu regnen und wir wurden bis auf die Unterwäsche pitschepatsche nass. Es hat
so in Strömen geregnet und wir hatten null Schutz dabei - also keine Jacken,
Regenschirme oder auch nur ansatzweise wasserdichte Schuhe. Wir sind dann zu
dem Laden gerannt, aber das hat auch nicht sonderlich viel gebracht. Teilweise
wurde unser Weg von plötzlich entstandenen, die reißenden Ströme unter den
Bächen darstellenden Bächen gekreuzt und noch dazu musste ich total lachen. Im
Second Hand Laden haben wir dann zum Glück einen Regenschirm geschenkt
bekommen. Trotzdem war mir am Auto angekommen so gar nicht mehr nach lachen,
weil es auch einfach eiskalt war, denn der kalte Wind in den nassen Klamotten
war nicht besonders angenehm.
Zu Hause im Château hingen wir schnell unsere
Sachen zum Trocknen auf und verschlangen eine hastige Mahlzeit, bevor es auch
schon wieder weiter ging. Was folgte, war ein sehr spezieller, total verrückter
und gleichzeitig sehr schöner Abend. Denn: Tag der offenen Tür und Bierfest in
der Brauerei 'La Lie'. Die 'Brasserie La Lie' (https://sites.google.com/site/bierelalie/)
liegt in Saint Rémy sur Orne und es wird dort normannisches Bio-Bier
hergestellt. Den ganzen Tag über gab es dort Führungen und am Abend sollte noch
ein Bierfest stattfinden. So ziemlich seit unserem ersten Tag hier wurden wir
immer wieder auf dieses Spektakel hingewiesen und konnten es uns deshalb nicht
entgehen lassen. Wir sind bei unseren Nachbarn mitgefahren, da sie uns das und
auch die Rückfahrt freundlicherweise angeboten hatten. Als wir dort waren,
haben wir zuerst noch die letzte Führung mitgemacht, wobei Caro und ich nix
verstanden haben. Danach wurde das überteuerte Bier selbstverständlich
verkostet und tapfer wurden auch uns, den allseits bekannten volontaires, ein
paar Bier ausgegeben. Wen hier irgendwo in der Gegend etwas los ist, dann
kommen da halt alle hin und so sieht man immer wieder die gleichen Leute. Das
ist einerseits etwas komisch, aber andererseits auch ganz nett, weil man so
langsam die meisten kennt. Fast alle kennen die Volontaires und einige
schwelgen dabei in Erinnerungen an ihre eigene Jugendzeit, als sie mit den
Volontaires befreundet waren und jede Woche im Château waren um sich
auszutauschen (Das Projekt besteht seit 1976).
Ziemlich schnell waren dann auch alle ziemlich betrunken
und abgesehen von der Kälte (die Fabrikhalle war offen und deshalb haben wir
total gefroren) war die Stimmung sehr gut. Des öfteren mussten Caro und ich uns
ungläubig anschauen und lachen, denn es gab einfach echt viele crazy Leute
dort. Etwas mulmig zu Mute wurde uns allerdings, als wir feststellten, dass
ALLE Bier tranken und fragten uns, wer zur Hölle denn so noch 20- 30 min Auto
fahren will. Besonders abenteuerlich wurde es dann, als uns (mittlerweile nicht
nur Bier sondern auch ein bisschen Calvados intus) erklärt wurde, dass man au
bocage, so wird die Gegend hier genannt, auch betrunken sehr gut Autofahren
kann, da man immer nur stumpf der Straße folgen muss. Ein weiteres Argument
war, dass es hier keine gendarmes, also Polizisten, gibt. Nicht nur
einmal wurde mir ein Autoschlüssel zugesteckt, aber ich habe immer schön
abgelehnt.
Später wurde dann noch zu live Musik getanzt und um
halb 3 hat man dann begonnen Ninja zu spielen. Es war ein sehr lustiger Abend
und Gott sei Lob und Dank bin ich auch heile zu Hause angekommen. (Alternativ
waren Laura, die auf der Eselfarm arbeitet, und ihre Mitbewohner so schlau,
Zelte mitzunehmen. Ohne Schlafsack wären wir aber glaube ich erfroren.)
Eigentlich hatte ich gedacht, das es mir hier oft
langweilig sein wird und nichts los ist, aber bisher war immer etwas los und es
gibt recht viele Aktivitäten. Mal schauen, wie das im Winter wird, aber
von mir aus kann's gerne so bleiben!
Liebe Grüße nach Deutschland oder wo auch immer
sonst ihr euch grade befindet!
À bientôt,
Henni
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