05.10.2014

Die große Kartoffelernte // Mais c'est la Normandie, Klappe die 2. // Ein Bierfest mit normannischem Bier


Hallo ihr Lieben! 

Hier in der Normandie ist es immer noch sehr schön und ich habe mal wieder ein paar Dinge zu berichten.
Da im Moment Kartoffelzeit ist, halfen Caro und ich am Freitag bei der großen Kartoffelernte auf dem Hof von Alex und Stéphane, unseren beiden Nachbarn. Das war echt ein total cooler Tag, denn bei der Kartoffelernte werden immer viele fleißige Hände gebraucht, weshalb aus dem Dorf und der Umgebung viele Leute ankamen um bei der Ernte zu helfen. Als Dankeschön bekommt dann jeder nach der Ernte einen Sack mit frisch geernteten Kartoffeln. Dieses Konzept finde ich sehr schön, da die Kartoffelernte so auch irgendwie zu einem gesellschaftlichen Ereignis wird. Und so begaben Caro und ich uns am Freitag morgen aufs Feld um auch mitzuhelfen. Da die Franzosen es nicht so eng sehen mit der Pünktlichkeit, waren wir mit die ersten (und wir waren schon zu spät). Deshalb haben wir dann erstmal in regelmäßigen Abständen Säcke auf dem Feld verteilt, in die man dann später seinen Eimer Kartoffeln schütten konnte, wenn der voll war. 
Caro und ich in unseren Cottes - den bereits erwähnten super praktischen Arbeitsanzügen, die hier das erste Mal so richtig zum Einsatz kamen. Auf dem Foto sind sie allerdings noch sehr sauber, da das Bild morgens gemacht wurde.
Nach und nach trudelten dann auch alle anderen ein und jeder einzelne wurde dann von jedem einzelnen mit Küsschen rechts, Küsschen links freudig begrüßt. Die meisten kannten wir auch schon (z.B. vom Biomarkt, Pilates etc.) und so war es sehr nett alle mal wieder zu sehen. Eifrig begaben sich alle aufs Feld und ratz fatz wurden Eimer um Eimer und Reihe um Reihe die Kartoffeln aufgesammelt. Es war total warm und die Sonne hat ziemlich gebrannt, aber das war eindeutig besser als Regen.

Auf dem Weg zum Mittagsessen
Gegen Mittag wurden dann schon die ersten vollen Säcke mit auf den Hof genommen und dort haben wir alle zusammen und ausführlich gegessen. Das war ein sehr nettes und lustiges Ründchen! Und obwohl es natürlich schwer ist alles zu verstehen, wenn die Leute untereinander reden, bekommt man ja doch so ein paar Fetzen mit und man braucht ja nicht alles zu verstehen und mitzubekommen, dass eine gute Atmosphäre herrscht. 
Nach dem Mittagessen waren unsere Bäuche allerdings total voll und es war mir etwas schleierhaft, wie man mit so einem vollen Bauch noch arbeiten soll. Wir schwangen uns alle auf den Anhänger vom Traktor und ließen uns gemütlich aufs Feld bringen. Dort war tatsächlich jedes Bücken mühsam, ganz einfach weil ich (wie alle anderen) so viel gegessen hatte. Leider ist die Kartoffelernte dieses Jahr nicht besonders üppig ausgefallen, weshalb nur noch wenige Reihen nach dem Mittagessen vor uns lagen und die Arbeit war schnell getan. 

Auf dem Hof hat dann jeder seinen Sack Kartoffeln bekommen, man hat sich noch unterhalten und dann sind alle langsam abgetingelt. 

Abends haben wir dann in Aunay das Auto aus der Werkstatt abgeholt. Die Werkstatt hatte es allerdings nicht repariert, da das für die association zu teuer gewesen wäre. Stattdessen hat Michel die Ersatzteile bestellt und es dann kurzerhand selber repariert. Ich hoffe mal, dass das so ok ist, der Twingo schnurrt jedenfalls wieder. 
Danach waren wir beim Afrikanischen Tanz und es hat mir diese Woche wieder sehr viel Spaß gemacht. Allerdings muss man sich bei vielen Bewegungen auf die Oberschenkel klatschen und jetzt habe ich lauter kleine Blutergüsse auf meinen Oberschenkeln. Das erinnert mich etwas an meine Unterarme zu Schulvolleyball-Zeiten..

Samstagvormittag waren wi in Vire um ein paar Dinge zu erledigen. Wir haben für Alex eine Lieferung getätigt, uns mit unserem Konto beschäftigt (zu meiner Erleichterung scheint jetzt alles zu klappen) und für Caro in einem Second Hand Laden eine Gitarre besorgt. Als wir von dem Café auf dem Weg zum Laden waren um die Gitarre abzuholen (wir hatten sie uns vorher schon angeguckt) fing es plötzlich meeeega stark à la 'mais c'est la Normandie' an zu regnen und wir wurden bis auf die Unterwäsche pitschepatsche nass. Es hat so in Strömen geregnet und wir hatten null Schutz dabei - also keine Jacken, Regenschirme oder auch nur ansatzweise wasserdichte Schuhe. Wir sind dann zu dem Laden gerannt, aber das hat auch nicht sonderlich viel gebracht. Teilweise wurde unser Weg von plötzlich entstandenen, die reißenden Ströme unter den Bächen darstellenden Bächen gekreuzt und noch dazu musste ich total lachen. Im Second Hand Laden haben wir dann zum Glück einen Regenschirm geschenkt bekommen. Trotzdem war mir am Auto angekommen so gar nicht mehr nach lachen, weil es auch einfach eiskalt war, denn der kalte Wind in den nassen Klamotten war nicht besonders angenehm.

Zu Hause im Château hingen wir schnell unsere Sachen zum Trocknen auf und verschlangen eine hastige Mahlzeit, bevor es auch schon wieder weiter ging. Was folgte, war ein sehr spezieller, total verrückter und gleichzeitig sehr schöner Abend. Denn: Tag der offenen Tür und Bierfest in der Brauerei 'La Lie'. Die 'Brasserie La Lie' (https://sites.google.com/site/bierelalie/) liegt in Saint Rémy sur Orne und es wird dort normannisches Bio-Bier hergestellt. Den ganzen Tag über gab es dort Führungen und am Abend sollte noch ein Bierfest stattfinden. So ziemlich seit unserem ersten Tag hier wurden wir immer wieder auf dieses Spektakel hingewiesen und konnten es uns deshalb nicht entgehen lassen. Wir sind bei unseren Nachbarn mitgefahren, da sie uns das und auch die Rückfahrt freundlicherweise angeboten hatten. Als wir dort waren, haben wir zuerst noch die letzte Führung mitgemacht, wobei Caro und ich nix verstanden haben. Danach wurde das überteuerte Bier selbstverständlich verkostet und tapfer wurden auch uns, den allseits bekannten volontaires, ein paar Bier ausgegeben. Wen hier irgendwo in der Gegend etwas los ist, dann kommen da halt alle hin und so sieht man immer wieder die gleichen Leute. Das ist einerseits etwas komisch, aber andererseits auch ganz nett, weil man so langsam die meisten kennt. Fast alle kennen die Volontaires und einige schwelgen dabei in Erinnerungen an ihre eigene Jugendzeit, als sie mit den Volontaires befreundet waren und jede Woche im Château waren um sich auszutauschen (Das Projekt besteht seit 1976). 
Ziemlich schnell waren dann auch alle ziemlich betrunken und abgesehen von der Kälte (die Fabrikhalle war offen und deshalb haben wir total gefroren) war die Stimmung sehr gut. Des öfteren mussten Caro und ich uns ungläubig anschauen und lachen, denn es gab einfach echt viele crazy Leute dort. Etwas mulmig zu Mute wurde uns allerdings, als wir feststellten, dass ALLE Bier tranken und fragten uns, wer zur Hölle denn so noch 20- 30 min Auto fahren will. Besonders abenteuerlich wurde es dann, als uns (mittlerweile nicht nur Bier sondern auch ein bisschen Calvados intus) erklärt wurde, dass man au bocage, so wird die Gegend hier genannt, auch betrunken sehr gut Autofahren kann, da man immer nur stumpf der Straße folgen muss. Ein weiteres Argument war, dass es hier keine gendarmes, also Polizisten, gibt. Nicht nur einmal wurde mir ein Autoschlüssel zugesteckt, aber ich habe immer schön abgelehnt. 
Später wurde dann noch zu live Musik getanzt und um halb 3 hat man dann begonnen Ninja zu spielen. Es war ein sehr lustiger Abend und Gott sei Lob und Dank bin ich auch heile zu Hause angekommen. (Alternativ waren Laura, die auf der Eselfarm arbeitet, und ihre Mitbewohner so schlau, Zelte mitzunehmen. Ohne Schlafsack wären wir aber glaube ich erfroren.)

Eigentlich hatte ich gedacht, das es mir hier oft langweilig sein wird und nichts los ist, aber bisher war immer etwas los und es gibt recht viele Aktivitäten.  Mal schauen, wie das im Winter wird, aber von mir aus kann's gerne so bleiben!

Liebe Grüße nach Deutschland oder wo auch immer sonst ihr euch grade befindet!

À bientôt,
Henni

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